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Vom Fleischer zum Erzieher - Leben heißt Veränderung

Frank Ploch ist 32 Jahre alt, als ein schwerer Unfall sein Leben auf den Kopf stellt. Danach ist vieles anders, was vorher klar schien. Als der heute 42-jährige 1993 seine Ausbildung zum Fleischer beginnt, ist er sich sicher, dass er diesen Beruf bis zur Rente ausüben wird. Er ist zielstrebig und ehrgeizig - im Jahr 2000 absolviert er seine Meisterprüfung mit Erfolg und darf fortan auch Lehrlinge im Fleischerhandwerk ausbilden. Dass er selbst noch einmal als Auszubildender die Schulbank drücken würde, kam ihm damals nicht in den Sinn. „Ich hatte ja meinen Weg gefunden. Mir hat dieser Beruf viel Freude gemacht.“ Dann kommt der Unfall und reißt ihn hart aus seinem Alltag. Frank Ploch kann die körperlich beanspruchende Arbeit im Schlachthaus nicht mehr ausüben. Er wechselt schweren Herzens in den Verkauf, aber die Kälte in den Lagerräumen sowie hinter der Verkaufstheke löst in den vom Unfall angeschlagenen Gelenken starke Schmerzen aus. Knapp fünf Jahre hält er noch aus, „dann ging es einfach nicht mehr“, so Frank Ploch. Er macht sich viele Gedanken über seine berufliche Zukunft und sucht bewusst nach neuen Perspektiven. Als sich seine Frau zur Tagesmutter ausbilden lässt, wird er zum ersten Mal mit fachlichen pädagogischen Fragestellungen konfrontiert. Durch den täglichen Kontakt zu den Tagespflegekindern und deren Eltern reift in ihm der Wunsch mit Menschen zu arbeiten. Zunächst traut er sich dies nicht recht zu und will prüfen, ob er den Herausforderungen gewachsen ist. Nach einem Praktikum in der Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ in Morschen ist er sich schließlich sicher, dass er diesen Weg gehen will. Er beantragt bei der Rentenkasse eine Umschulung zum Erzieher, die zunächst nicht bewilligt wird. Ein Jahr kämpft Frank Ploch für seinen Traum, dann zeigt seine Hartnäckigkeit Wirkung. Die Rentenkasse übernimmt die Ausbildungskosten und kommt 24 Monate lang für seinen Lebensunterhalt auf – für den dreifachen Familienvater eine große Erleichterung und Entlastung. So führt ihn sein Weg schließlich an den BerufsschulCampus Schwalmstadt, wo er seit August letzten Jahres die Fachschule für Sozialwesen besucht, um sich zum Erzieher ausbilden zu lassen.

Ganz anders verläuft der Weg von Veronika Langer. Bereits in der 10. Klasse denkt sie darüber nach, Erzieherin zu werden. Die heute 28-jährige verliert dies bei der Fülle von Möglichkeiten jedoch aus den Augen und absolviert eine kaufmännische Ausbildung am BerufsschulCampus in Ziegenhain. Sie findet eine Anstellung in einem europaweit etablierten Schuhgeschäft und wird dort stellvertretende Filialleiterin. Auch sie mag ihren Job und fühlt sich dort wohl. Als sie einige Jahre später ein Kind bekommt wird die für diese Tätigkeit notwendige Flexibilität zur Herausforderung und Belastung. Mit der Eingewöhnungszeit ihrer Tochter in der Kita flammt erneut der Wunsch auf, Erzieherin zu werden. Die junge Mutter verwirft diesen Gedanken jedoch wieder, da sie davon ausgeht, dass sie dafür eine 5-jährige Ausbildung absolvieren muss. Als sie erfährt, dass es die Möglichkeit des Quereinstiegs und damit zur Verkürzung der Ausbildungszeit gibt, weil ihr die vorherige Ausbildung und Elternzeit angerechnet wird, beantragt sie eine Umschulung bei der Agentur für Arbeit und besucht, ebenso wie Frank Ploch, seit Sommer des letzten Jahres die Fachschule für Sozialwesen am BerufsschulCampus Schwalmstadt.

„Schule fühlt sich gut an“, sagen beide. „Nach so langer Zeit wieder die Schulbank zu drücken, war anfangs komisch. Ich bin aber schnell reingekommen und kann hier auch meine Lebenserfahrungen einfließen lassen“, so Frank Ploch. Er möchte alle, die mit dem Gedanken an eine Umschulung spielen, ermutigen, sich nicht von der Bürokratie abschrecken zu lassen. „Der Weg bis in die Fachschule für Sozialwesen in Ziegenhain war zwar zeitweise anstrengend, aber er hat sich gelohnt“. Im Gegensatz dazu betont Veronika Langer, dass die MitarbeiterInnen der Agentur für Arbeit sehr hilfsbereit waren und alles möglich gemacht haben, damit sie den Bildungsgutschein rechtzeitig ausgestellt bekommt.
Voraussetzung für die Finanzierung der Umschulungen durch die Agentur für Arbeit oder die Rentenkasse ist die durch die fachkundige Stelle TQCert durchgeführte Zertifizierung der Fachschule für Sozialwesen in Ziegenhain. Die Zertifizierung ermöglicht es KursteilnehmerInnen Bildungsgut-scheine einzureichen, die sie zuvor von der Arbeitsagentur für eine Weiterbildungsmaßnahme erhalten haben. Der Bildungsgutschein ist eine Zusicherung, dass die Kosten für die Weiterbildung übernommen werden.

Die Fachschule für Sozialwesen in Ziegenhain am BerufsschulCampus Schwalmstadt bietet die Möglichkeit zum Quereinstieg in die ErzieherInnen-Ausbildung. Bewerbungen werden jederzeit entgegen genommen; Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit können an der zertifizierten Fachschule eingelöst werden. Zudem kann BAföG oder auch das sog. Aufstiegs- und Meister-BAföG beantragt werden. Weitere Informationen zur Ausbildung und Bewerbung können auf der Homepage (www.berufsschule-schwalmstadt.de) abgerufen oder in einem persönlichen Gespräch erfragt werden (06691/ 6051 - Simone Gläser/ Grit Staufenbiel).
(Text: Martina Heine)

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